„Auf der Suche nach Heimat(en)“, so das Thema mit dem sich die Schüler*innen des Kunst Grundkurses der Q1 in einem Fotoprojekt auseinandersetzten. Linus Schulz nahm die Mission an, führte Interviews mit drei Internatsschüler*innen und lernte in seinem Projekt ihre sehr spannenden und persönlichen Sichtweisen zu der Frage nach “Heimat” kennen. Damit schaffte er es nicht nur auf unsere Website, sondern auch ins Jahrbuch des Internats! Danke Linus, für diese Einblicke.
Ein großes Dankeschön auch an Hannah Beutlich, die in der Postproduktion maßgeblich zur ansprechenden Form des Projekts beigetragen hat.






„Heimat ist kein Ort,
Heimat ist ein Gefühl“
– Herbert Grönemeyer
Was ist Heimat? Diese Frage ist eigentlich zu groß für meinen kurzen Begleittext. Heimat ist alles. Sie bedeutet für jeden etwas anderes, und trotzdem kennt jeder das Gefühl, wenn man an dem Ort ist, den man guten Gewissens Heimat nennt. Aber was ist Heimat für jemanden, der so ist wie ich, nur doch ganz anders lebt? Ein Internatsschüler unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von mir. Wir sind beide Schüler, haben Freunde, haben Hobbys. Unsere Leben sind sich ähnlich – bis auf den Lebensraum. Ich wohne mit meiner Familie zusammen, schlafe und lebe in meinem eigenen Zimmer; der Internatsschüler mit einem Mitbewohner in seinem Internatszimmer. Bedeutet ein
anderer Lebensraum direkt ein anderes Verständnis von Heimat? Findet ein Internatsschüler Heimat im Internat? Oder kann man seine Familie überhaupt als Heimat sehen, wenn man sie nur einmal wöchentlich besucht? Mit diesen Fragen habe ich mein Projekt begonnen und war nach zwei Monaten Vorbereitung sehr froh, dass ich endlich das machen konnte, wofür Fragen gut sind: sie stellen. Im Internat selbst habe ich zwei Abende verbracht. Am ersten habe ich mit einer Begleitung und den Internatsbewohnern zusammen gegessen. Wir haben viel über den Tagesablauf, die
Stimmung und Meinungen zu den Umständen erfahren. Es wurde sich nett unterhalten, Witze gemacht, und wir wurden aufgenommen wie willkommene Gäste – und nicht wie Möchtegern-Journalisten. Wir hatten einen netten Abend, aber immer noch einige unbeantwortete Fragen im Notizblock.
Der zweite Tag war umso spannender: Allein – meine Begleitung war ausgefallen – durfte ich drei Schüler des Internats interviewen. Es war eine sehr nette und offene Atmosphäre. Wir haben viel gelacht und an den richtigen Stellen damit aufgehört. Wieder war ich nur sehr selten in der Rolle des Fremden. Wir haben in einem sehr gemütlichen Aufenthaltsraum über sehr ungemütliche Aufenthalte im Internat geredet. Noch öfter wurde das Schreckgespenst eines Internats, wie man es aus Filmen wie Dead Poets Society kennt, aber auch widerlegt. Was ist aber nun Heimat am
Internat? Heimat am Internat ist wie Heimat im Haus, in der Wohnung, im Hotel oder auf der Straße. Heimat ist ein Gefühl. Ein Gefühl, das Menschen uns geben, ein Gefühl, das jeder von uns sucht und jeder hat. Heimat ist nichts, das man durch einen neuen Schlafplatz, einen Mitbewohner und ein sauberes Gemeinschaftsklo ersetzen kann.
Heimat ist, wenn man es fühlt – dann vielleicht sogar das saubere Gemeinschaftsklo.
Linus Schulz