That’s a different story! – Kursfahrt nach Bosnien-Herzegowina


aktualisiert am 13. Dezember 2019 • philipp.reichert

„That’s a different story!“, dieser Satz hat wohl unsere gesamte Kursfahrt in Bosnien-Herzegowina geprägt. Aber nicht nur, weil es wohl das erheiternde und liebste rhetorische Mittel eines deutschen Abgesandten in der Botschaft war, sondern auch, da wir in eine Welt, Kultur und story eintauchen, die so viele Europäer gar nicht kennen.
Am Montag, dem 4.März, geht es früh für 18 Schüler der Leistungskurse Politikwissenschaften und Englisch los. Wir fliegen von Tegel über Wien nach Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens. Adnan, ein Mitarbeiter von „Schüler helfen Leben“, empfängt uns am Flughafen, bestellt uns Taxen zum SHL-Haus und heißt uns dort noch einmal herzlich Willkommen.

Nach der schnellen Ankunft sowie dem Beziehen unserer Zimmer lernen wir 3 Jugendliche kennen, die sich in verschiedenen Projekten engagieren, um die derzeitige politische Lage in Bosnien und Herzegowina zu verbessern. Wir bekommen also einen kurzen Einblick in den geschichtlichen und sehr komplexen politischen Hintergrund Bosniens. Alle zwei Jahre wird ein dreiköpfiges Staatspräsidium gewählt, welches aus einem Bosniaken, einem Serben und einem Kroaten besteht, da im Land Bosniaken mit ca. 50 Prozent, Serben mit ca. 35 Prozent und Kroaten mit ca. 10 Prozent leben, den Rest bilden andere Bevölkerungsgruppen. Der Vorsitz wechselt alle acht Monate. Die besagten Jugendlichen wollen z.B. die Trennung der verschiedenen Ethnien, die sogar noch in manchen Schulen stattfindet, bekämpfen. Nach den interessanten Gesprächen trafen wir uns zum Abendessen, ließen den Abend ausklingen und teilten erste gewonnene Eindrücke.

Mostar

Am Dienstagmorgen geht es nach dem Frühstück zu Fuß vom SHL-Haus, unserer Unterkunft, zur alten Straßenbahn. Wir fahren also zum Parlamentsgebäude und haben dort etwas Freizeit, um in einem Einkaufszentrum Geld umzutauschen. Im Parlament bekommen wir eine deutschsprachige Führung, bei der wir erneut über die verfahrene politische Lage informiert werden. Durch die drei Präsidenten kommt es bei politischen Entschlüssen nur selten zu einer Übereinkunft. Nach der Tour durch das Parlamentsgebäude ging es für uns vorbei an Moscheen, Kirchen und weiteren Gebäuden, die noch großflächig vom Krieg von 1992-1995 gezeichnet sind- Einschusslöchern. Wir erreichen die deutsche Botschaft. Dort lernen wir einen Abgesandten kennen, der uns über seinen Beruf, seine Erfahrungen sowie die Aufgaben einer Botschaft informiert. Nach diesem interessanten Austausch führen uns zwei Schüler bei einer selbstgeplanten Tour durch die Innenstadt Sarajevos. Bei schönem Wetter sehen wir einige Wahrzeichen wie die Lateinerbrücke, an der das Attentat auf den Kronprinzen von Österreich-Ungarn 1914 stattfand. Dieser Ort entfachte einen Krieg, der Millionen Menschen Leben nahm. Den traditionellen Basar Sarajevos und die älteste Moschee Bosniens besichtigen wir auch. Nach dem Stadtrundgang haben wir Freizeit, in der einige von uns auf die Gelbe Festung wanderten. Von dort aus haben wir einen wunderschönen Ausblick über die Hauptstadt. Sehen, wie langsam die Sonne untergeht. Anschließend treffen wir uns an einem Restaurant und essen dort die traditionellen und leckeren Cevapcici. Und der zweite Tag neigt sich dem Ende.

Zur frühen Mittwochssonne stehen wir auf, um am Bahnhof den Zug nach Mostar, der sechstgrößten Stadt Bosniens und Herzegowinas zu erreichen. Dies ist nicht nur wegen der Uhrzeit etwas ungewohnt, sondern auch wegen der leichten Minusgrade, obwohl uns bereits an den Vortagen herrlicher Sonnenschein erfreut hat. Wir fahren also durch Bosniens wunderschöne Berglandschaft mit ihren türkisfarbenen Seen. In Mostar angekommen laufen wir gemeinsam ins Stadtzentrum, wo wir von zwei Schülern Bilder von verschiedenen Sehenswürdigkeiten gesehen haben, die wir nun suchen sollen, um die Stadt selbstständig zu erkunden und ins Gespräch mit Einheimischen zu kommen. Anschließend genießen wir unseren Aufenthalt an der berühmten Brücke von Mostar, die sich über den Fluss Neretva erstreckt, trinken einen Kaffee oder essen leckere Speisen in einem der vielen traditionellen Restaurants. Anschließend kommen wir erneut zusammen und bekommen von Schülern einen weiteren allgemeinen Einblick über Bosnien, über die berühmten Filmfestspiele in Sarajevo und teilen die Eindrücke über Mostar miteinander. Danach fahren wir mit dem Zug zurück durch die Szenerie des Balkans nach Sarajevo und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.

Nach dem Frühstück am Donnerstagmorgen geht es für uns mit der Straßenbahn zu einem bosnischen Gymnasium, wo zwei Schüler unsere Schule auf Englischen vorstellen. Es werden Paare von je zwei deutschen sowie zwei bosnischen Schülern gebildet. Wir kommen schnell miteinander ins Gespräch und unterhalten uns über die verschiedensten Dinge aus unserem Leben und über Pläne in unserer Zukunft. Nach dem Austausch haben wir Freizeit in der Nähe des Gymnasiums um zu Mittag zu essen. Anschließend bekommen wir einen Einblick über die Jugoslawienkriege durch einen Schüler und fahren gemeinsam mit dem Bus in die Nähe des Flughafens zum Tunnelmuseum. Der Tunnel wurde während der Belagerung Sarajevos zur Versorgung der Stadt während des Krieges erbaut. Nach dem Museumsbesuch geht es für uns mit der Straßenbahn zurück in Richtung Innenstadt, wo wir von Schülern Karten und Fragebögen bekommen, damit wir die Stadt noch ein bisschen besser selbst kennenlernen können. Nach dieser Rallye geht es für uns zurück zur Lateinerbrücke, von der wir uns zusammen auf den Weg zum Einkaufen machen. Interessant war hierbei der Mix aus dem Geruch von süßlichem Rauch von Wasserpfeifen sowie den fettigen frisch zubereiteten Cevapcici in den Straßen des Zentrums. Am Abend kochten netterweise einige Schüler für uns Spaghetti Bolognese. Ein paar Schüler, die wir am Vormittag eingeladen hatten, besuchten uns und wir genossen die gemeinsame Zeit am Abend.

Am Freitagmorgen heißt es nach dem Frühstück Koffer packen. Wir kommen noch einmal mit Adnan im SHL-Haus zusammen und bedanken uns für die schöne Zeit und die vielen Informationen, die wir dank ihm erhalten haben. Danach geht es mit Taxen zu dem ehemaligen Gymnasium von Nadija, unserer Mitschülerin. Dort bekommen wir von bosnischen Schülern einen Vortrag über berühmte Wissenschaftlerinnen gehalten. Was uns dabei wahrscheinlich alle erstaunt hat, waren die guten Deutschkenntnisse, da der Vortrag teils auf Deutsch sowie auf Englisch gehalten wurde. Nach einer Kennlernrunde, Keksen, Getränken und netten Gesprächen heißt es für uns Abschied nehmen. Wir haben noch einmal die Zeit zu Mittag zu essen, bevor es für uns zum Flughafen geht. Wir verlassen Bosnien-Herzegowina nun mit so vielen neuen Eindrücken, Erlebnissen und Kontakten. Dafür möchten wir uns bei unseren Lehrerinnen Frau Spannuth, Frau Menz und bei Herrn Amon bedanken, da ohne Sie diese schöne Reise gar nicht möglich gewesen wäre, sowie bei Nadija, die wahrscheinlich beste Reiseleiterin ganz Bosnien-Herzegowinas.