Ethik – Dürfen wir Tiere essen?


Von Delia Knittel – 8. Klasse bei Herr Eiffler

Täglich werden wir mit schrecklichen Bildern und Fakten bezüglich des Umgangs mit den Tieren konfrontiert. Viele Menschen quitieren diese nur mit einem Nicken und gehen ihrem Alltag nach und vergessen das Gesehene. Doch das Leiden darf nicht weiter ignoriert werden. Im folgenden Text werde der Frage nachgehen, ob wir aus moralischer Sicht Tiere essen dürfen oder nicht.

Ein beliebtes Argument gegen den Vegetarismus, also einer fleischlosen Lebensweise ist, dass die Menschen sagen, dass in der Natur Tiere auch Tiere fressen, sodass kein Problem besteht, wenn die Menschen es ihnen gleich tun. Doch in dieser Annahme gibt es Fehler. Mensch sein bedeutet, die Natur zu überwinden. Allein die Selbstverwirklichung, das Glauben an eine Religion oder der Gebrauch von Medizin bedeutet, die Natur zu überwinden. Somit irrt jeder, der glaubt, dass nur weil etwas natürlich ist, es auch bedeutet, dass es moralisch gut ist. Man nehme als Beispiel das Recht des Stärkeren. Das Recht des Stärkeren besagt, dass der Stärkste am meisten Macht ausüben kann und somit sich die Schwächeren unterordnen müssen. Nicht nur in der Tierwelt, auch bei Menschen lässt sich dieses Verhalten beobachten. In der Kita ist für Kinder dieser Trieb meist die Lösung für einen Konflikt. Im Laufe ihrer Sozialisation gewöhnen sich die Meisten dieses Verhalten ab, aber dies ist ein Beispiel dafür, dass natürliches Verhalten nicht mit moralischem Verhalten gleichzusetzen ist.

Ein weiteres beliebtes Argument gegen den Vegetarismus ist, dass die Tiere eben so gut schmecken und da wir Menschen sind, ihr Leben weniger wert sei. Um hier gegenzuhalten wird gerne die goldene Regel angewendet. Die goldene Regel besagt, dass man Andere nur so behandeln soll, wie man selbst behandelt werden möchte. Somit sollte man sich vorstellen, dass die eigene Familie gerade als Testobjekt für medizinische Versuche dient. Man stelle sich vor, dass die Schuhe die ein anderer trägt aus der Haut eines geliebten Menschen gefertigt sei. Die Vorstellung, dass ein Jeder täglich unendlichen Qualen ausgesetzt ist, lässt einen erschaudern. Leider ist es in der Tierwelt nicht anders. Die Kinder der Tiere werden weggenommen, um sie zu verzehren. Das Leid und der Schmerz werden ignoriert.

Ein weiteres Gegenargument gegen die fleischlose Ernährung kommt von dem Philosophen Norbert Hoerster. Dieser sagt, dass es sich mit dem Töten von Menschen anders verhielte, als von Tieren. Er beschreibt, dass den Tieren ein Ichbewusstsein fehle, sodass sie keine Erlebnisse von der Vergangenheit hätten und keine Wünsche an die Zukunft (abgesehen von dem Wunsch nach Nahrung). Tiere leben in der Gegenwart und dies wurde auch schon mehrmals bewiesen. Viele Menschen projezieren ihr eigenes Bewusstsein auf die Tiere. Es stimmt was er sagt, aber er zieht die falsche Schlussfolgerung. Er schrieb, dass den Tieren das Überlebensinteresse fehle, weshalb das Töten der Tiere gerechtfertigt sei. Hier muss ich widersprechen. Meiner Meinung nach, greift hier das Prinzip der Verantwortung. Das Nichtvorhandensein des Bewusstseins so wie wir es haben, macht die Tiere schützenswert.  Da die Tiere von ihren Instinkten gelenkt werden, ist es wichtig, dass wir nach Hans Jonas‘ Grundsatz handeln und unser Handeln so abstimmen, dass das Leben als solches geschützt wird.

Viele Menschen unterliegen dem Irrglauben, dass das Schlachten der Tiere auf eine humane Art von statten geht, doch die Realität ist eine andere. Die Tiere werden verstümmelt, damit sie sich nicht gegensetig verletzen können. Männliche Küken, die nicht für die Produktion von Eiern oder als Masthähne zu gebrauchen sind, werden nach der Geburt getötet. Auch Bewegungstechnisch werden die Tiere in der Massenproduktion eingeschränkt. Damit kein Tier ein anderes mit einer Krankheit ansteckt, werden diese mit Medikamenten vollgepumpt. Nicht nur den Tieren schadet die Massenproduktion, sondern auch der Umwelt. Es entstehen Unmengen an Treibhausgasen, sodass man seinen eigenen Kohlenstoffdioxidverbrauch um 50% reduzieren könnte, wenn man sich vegetarisch ernährt. Wenn es um Profit geht, so kennt die Grausamkeit des Menschen keine Grenzen. Bedauerlicherweise war die Geschichte Zeuge der schrecklichen Taten. 1986 bekam die Krankheit ihren Namen. Rinderwahn befiel die Tiere. Schuld daran ist der Mensch. Um Futter zu sparen, wurden den Kühen, also Pflanzenfressern, Tiermehl zum fressen gegeben. Tiermehl besteht aus Resten bereits geschlachteter Tiere und diese wurden den Artgenossen als Futter bereitgestellt. Diese Tat hatte Konsequenzen. Durch den Verzehr des Fleisches erkrankter Rinder, mussten viele Menschen ihr Leben lassen. Diese Krankheit forderte viele Menschenleben, weil andere Menschen Kosten einsparen wollten.

Viele glauben, dass Dank dem Tierschutzgesetz die Tiere geschützt werden. Leider entspricht das nicht immer der Wahrheit. Das Tierschutzgesetz besagt, dass beim Töten des Tieres, Dank einer Betäubung, nicht mehr Schmerzen zugefügt werden dürfen als nötig. Tiere müssen zudem artgerecht gehalten werden, wofür auch die nötigen Kenntnisse nötig sind. Somit ließe sich annehmen, das die Tiere beim Schlachten keine Schmerzen haben.  Als Beispiel kann man die Pelzindustrie verwenden, denn diese beweist das Gegenteil. Ihr gesamtes Leben verbringen die Tiere eingepfercht in ihren Käfigen. Das Tierschutzgesetz sieht zwar eine Tötung ohne unnötige Schmerzen vor, aber um auch hier wieder Geld zu sparen werden andere Methoden verwendet. Mögliche Vorgehensweisen sind hierbei Stromschläge, Prügel oder Vergasung. Nicht selten werden die Tiere bei lebendigem Leib gehäutet. Somit beschränkt sich vegetarisches Leben nicht nur auf die Ernährung, sondern auf die gesamte Lebensweise.

Einige Menschen würden trotz meiner Argumentation noch immer nicht überzeugt sein. Vermutlich sind diese Menschen dem Speziesismus angehörig. Der Speziesismus besagt, dass die Interessen der eigenen Spezies wichtiger sind als die Interessen einer anderen Spezies. Diese Menschen behandeln andere Spezien wie Objekte. Sie setzen sich über andere Spezien hinweg und beuten die Schwächeren aus. Die Existenzberechtigung der anderen Spezien wird ausgeblendet. Ähnlich funktioniert auch Rassismus und Sexismus, nur dass dort nicht willkürlich die eigene Spezies höher gestellt wird, sondern eben die Rasse oder das Geschlecht.

Als Gegenargument bringe ich den Präferenzutilitarismus vor. Der Präferenzutilitarismus besagt, dass jedes Lebewesen ein Interesse am Überleben hat, welches berücksichtigt werden muss. Die Angehörigkeit zur Spezies Mensch oder die Intelligenz sind keine Kriterien, um einem anderen Lebewesen das Leben zu nehmen. Handelt man nach dem Präferenzutilitarismus so müssen die Interessen ( Interesse am Leben, keine Schmerzen, Freiheit etc.) abgewogen werden. So wie der Philosoph Peter Singer komme auch ich zu dem Schluss, dass das Leben mehr wiegt, als ein kurzfristiger kulinarischer Genuss. Diese Gedankengang wird auch bei einer ganz andere Situation deutlich. Bei der Corona Pandemie muss auch abgewogen werden, was schwerer wiegt. Viele Menschen protestieren, weil sie sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen. Hier muss die Politik entscheiden was schwerer wiegt. Die Gesundheit der Bürger und somit auch ihr Leben zu schützen oder die Freiheit durch die Quarantäne nicht mehr einzuschränken.

Ich komme zu dem Schluss, dass der Vegetarismus das moralischere Handeln wäre und halte es für sinnvoll, wenn mehr Menschen ihre Ernährungsweise umstellen würden und sich zumindest einmal die Woche fleischlos ernähren.